Das
tut Not !
Herbert
Roth
Der Ostberliner
Bilderstürmer und Fotoverbotsaktivist präsentiert
sich im Vorwort zu seiner neuen Ausstellung "Im Kreis der
Wahrnehmung" von einer völlig anderen Seite. Er lenkt
den Blick nach Innen. Es ist nicht Witz und Desillusionierung,
die den selbst ernannten Leiter des Amtes für Wahrnehmungsstörung
antreibt, es ist der jungfräuliche Entdecker, das Kind,
das die Deutungshoheit beansprucht und abtaucht in eine bisher
ungesehene Welt. Anstatt mit eine Scheibe vor der Kamera das
fotografierte Bild zu verdecken schaut er diesmal in die Röhre.
Der aktionistsche Brecher, der sein künstlerisches Tun
gern mit einer pseudowissenschaftlichen Forschung verklausuliert,
weiß um die Fragwürdigkeit moderner Aufklärung.
Selbsternannte Analysten und Fachleute treten auf in jeder Fernsehshow.
Alles ist beweisbar, actio = reactio, die Sprache der Wissenschaft
ist in den Alltag eingezogen, jedes Kind, jeder Verkäufer
und jeder Banker kennen die Konditionen. Das so besprochene
wird nicht wahrer, die Halbwertzeit sinkt, nach mehreren Wochen
outet sich ein koreanischer Klonforscher als Betrüger.
Da hat es Buchwald einfacher. Als Künstler arbeitet er
mit Fiktionen. Er ist ein prädestinierter Fälscher,
ein Narzist hinter der Kamera der sich überall nur selber
sieht. Als Ossi weiß er Bild und Sprache zu mißtrauen
und hat gelernt sich eine eigene Welt zu bauen. Buchwald's Innensicht
ist am deutlichsten bei seinen unscharfen Porträts zur
Wende und setzte sich fort im black out der schwarzen Scheiben.
Das Fotoprojekt "Bilder+Blenden" 1990-2000, und die
Serie "Stripes-Interferenzen", scheinen in ihrer analytischen
Form das Gegenteil einer inneren Bilderschau zu sein - doch
der Schein trügt. Buchwald ist durch und durch von einer
anderen Sehnsucht durchdrungen. Spielt er auch den Forscher
und Kunstbeamten und mögen seine Aktionen auch an westliche
Szenarien erinnern. Er ist ein Röhrenmensch mit Scheuklappen,
mit eingeengten Blick, der sich wie ein Golem, wie ein Mutant
aus einer anderen Welt durch die Wirklichkeit bewegt. Vielleicht
ist er sich in klaren, daß das das Letzte ist, was bleibt,
nachdem sich die Zusammenhänge beschleunigen und keiner
mehr eine endgültige Antwort weiß. Diese Erkenntnis
hat ihn bewogen eine Partei mit dem Kürzel W.A.R.U.M. ins
Leben zu rufen. Als 1. Vorsitzender der "Wahl-Alternative
Röhre & Mensch" mischt er sich in den Bundestagswahlkampf
zwei-null-null-fünf.